Wirtschaftliche Zufriedenheit: Ein anderes Maß für die wirtschaftliche Lage einer Volkswirtschaft

Die Zeitung “Die Welt” berichtet heute über eine Studie, in der die Zufriedenheit der Menschen mit der wirtschaftlichen Lage ihres Heimatlandes untersucht wurde.

Auffällig ist, dass außer Deutschland, Australien und Kanada die Einwohner aller untersuchten Industrieländer nicht zufrieden oder unzufrieden mit ihrer Situation sind; besonders zu nennen sind hierbei neben Russland und den USA insbesondere auch Frankreich, Spanien und Italien.

So schätzt die Bevölkerung die wirtschaftliche Lage ihrer Heimatländer ein; auffällig ist, dass außer Deutschland, Australien und Kanada die Einwohner aller untersuchten Industrieländer nicht zufrieden oder unzufrieden mit der Situation sind.

Weiterhin interessant ist, dass Chinesen und Inder die wirtschaftliche Lage ihrer Länder als gut einschätzen, und dass trotz der weiterhin weit verbreiteten Armut und trotz der in letzter Zeit eher eingetrübten Lage – gerade aus China erreichen uns in den letzten Wochen eher negative Nachrichten. Auch andere eher weniger wohlhabendere Länder wie Südafrika, Äthiopien, Nigeria, der Senegal und Peru durchleben in den Augen ihrer Einwohner gerade wirtschaftlich gute Zeiten.

Wie sinnvoll ist es nun, statt harter Fakten wie Geldmengenwachstum, Außenhandelsüberschuss oder Arbeitslosenquote die bloße Meinung von Menschen als Kriterium für die Bewertung des Zustands einer Volkswirtschaft heranzuziehen?

Die vermeintlich harten Fakten können täuschen, weil sie nur einen Teil der wirtschaftlichen Realität abbilden; so kann ein starkes Wachstum der Geldmenge auf einen wachsende (und damit wohl gesunde) Wirtschaft hindeuten, genauso aber auch ein Zeichen für starke Inflation sein. Ähnliches gilt für viele andere übliche Kennzahlen.

Solche Kennzahlen können darüber hinaus auch von Regierungen, Statistikämtern und Wirtschaftsverbänden gefälscht oder zumindest “korrigiert” werden, wie nicht zuletzt das Beispiel von Griechenland zeigt.

Bei der Befragung der Einwohner hingegen gehen so viele Einzelmeinungen in die Bewertung ein, dass zum einen eine systematische Beeinflussung zumindest sehr schwierig wird (so kann etwa die venezolanische Propaganda zwar den Sozialismus preisen, die befragte Hausfrau aber nicht von ihrer Beschwerde über fehlende Toilettenpapier abhalten) und zum anderen die Wirtschaft in ihrem vollen Umfang ganzheitlich abgedeckt wird.

Viele solcher eher weichen Kennzahlen eignen sich daher für die Einschätzung der Lage einer Wirtschaft genauso gut oder sogar noch besser als herkömmliche Kennzahlen; eine weitere bekannte solche “weiche” Kennzahl ist der Big-Mac-Index, der eine Einschätzung der Kaufkraftparität in all denjenigen Ländern zulässt, in denen McDonald’s Big Macs verkauft. Er erlaubt eine bessere Einschätzung der Kaufkraft unterschiedlicher Währungen in verschiedenen Ländern als es der pure Vergleich von Haushaltseinkommen, Wechselkursen und ähnlichem können.

Für Deutschland ist die Umfrage zur Einschätzung der wirtschaftlichen Lage also sehr erfreulich: Die Bürger Deutschlands sind nicht nur zufrieden mit der Wirtschaft, sondern die zufriedensten Bürger überhaupt. Man kann aufgrund dessen also davon ausgehen, dass es der Wirtschaft tatsächlich gut geht und die Lage auch besser ist als in allen anderen entwickelten Ländern.