Am 8. Oktober 2025 gab ABB bekannt, seine Robotics-Division an die SoftBank Group zu verkaufen. Der vereinbarte Unternehmenswert beträgt USD 5,375 Milliarden. Der ursprünglich geplante Spin-off der Robotics-Division wurde somit verworfen. Der Abschluss der Transaktion wird, vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen und weiterer üblicher Bedingungen, für Mitte bis Ende 2026 erwartet.

Strategische Gründe und Auswirkungen
Für ABB: Fokus auf Kernkompetenzen und Effizienz
ABB richtet sich künftig auf seine zwei Hauptbereiche Electrification und Automation aus. Ab dem vierten Quartal 2025 wird die Division Robotics & Discrete Automation als „discontinued operations“ geführt, während die Machine-Automation-Sparte in die Division Process Automation übergeht.
Mit einem Nettoerlös von rund USD 5,3 Milliarden und einem buchhalterischen Gewinn von etwa USD 2,4 Milliarden vor Steuern stärkt ABB seine Bilanz erheblich. ABB plant, die Mittel gezielt für organisches Wachstum, strategische Akquisitionen und Rückflüsse an Aktionäre zu nutzen. Damit sendet ABB ein Signal für Stabilität und Effizienz an den Kapitalmarkt.
Für SoftBank und die Robotics-Division: KI trifft industrielle Exzellenz
SoftBank verfolgt mit der Übernahme eine ambitionierte Strategie: Die Kombination von ABBs industrieller Robotik-Kompetenz mit SoftBanks Stärken in Künstlicher Intelligenz (KI), Cloud-Technologien und »Physical AI«. Ziel ist es, die nächste Generation lernfähiger, autonomer Systeme zu entwickeln.
Die Robotics-Division mit rund 7.000 Mitarbeitenden weltweit und einem Jahresumsatz von USD 2,3 Milliarden erhält dadurch mehr unternehmerische Freiheit, um Innovationen schneller umzusetzen und global zu expandieren.
Während der Übergangsphase wird Sami Atiya, bisher Leiter der Robotics & Discrete Automation Division, als strategischer Berater fungieren und Ende 2026 ausscheiden.
Risiken und Perspektiven
Mit dem Verkauf stärkt ABB seine Ressourcen und Managementkapazitäten. Dennoch birgt der Rückzug aus der Robotik auch Risiken: In einem zunehmend vernetzten Industriekontext könnte ABB ohne eigene Robotiklösungen an Innovationsdynamik verlieren. Robotik gilt als integraler Bestandteil moderner Automatisierung und der Wegfall könnte ABBs Position bei Systemintegratoren und Endkunden schwächen.
Für SoftBank hingegen bleibt die Integration der Robotics-Division eine Herausforderung. Unterschiedliche Unternehmenskulturen, Prozesse und Märkte müssen zusammengeführt werden, um die erwarteten Synergien tatsächlich zu realisieren.
Fazit
Mit dem Verkauf der Robotics-Division setzt ABB ein klares Signal: Fokussierung statt Diversifikation. Für ABB bedeutet das finanzielle Flexibilität und Fokussierung auf margenstarke Kernbereiche. SoftBank erhält Zugang zu jahrzehntelanger Industrieexpertise und die Chance, in der globalen Robotikbranche Fuß zu fassen und damit die Brücke zwischen Robotik und Künstlicher Intelligenz zu schlagen.
Der Erfolg dieses M&A-Geschäfts hängt nun davon ab, ob SoftBank die komplexe Integration meistert und ob ABB den Wegfall einer seiner innovativsten Sparten langfristig kompensieren kann.